Digitale Gesundheit

Ein radikaler Kulturwandel hat sich vollzogen

Einstellungen und Wertehaltungen

Die Einstellungen und Wertehaltungen der österr. Bevölkerung zu digitaler Gesundheit und e-health Anwendungen war vor den Erfahrungen mit der Corona- Pandemie von vorsichtiger Zurückhaltung geprägt.

Seit Corona hat sich ein grundlegender und radikaler Kultur/Wertewandel vollzogen und die Grundeinstellung zu den verschiedenen digitalen Werkzeugen hat sich vollkommen zu einer sehr positiven Grundhaltung geändert. Dies hat freilich Gründe, die nicht nur darin liegen, dass die Vorteile von e-health Anwendungen plötzlich erkannt worden sind. Vielmehr hat sich diese geänderte Haltung aus zwingenden Gründen der Pandemiebekämpfung ergeben, wie etwa „social distancing“, hygienische Standards, Abstandhalten, und ähnliche Vorgaben der Pandemiebekämpfung.

Diese neu positive Haltung wird in einer repräsentativen Gallup1 Umfrage evident. Auf die Fragestellung: „Es sollte wissenschaftlich untersucht werden, welche bereits vorhandenen Medikamente und Behandlungen eventuell auch zur Bekämpfung der Covid 19 Erkrankungen erfolgreich eingesetzt werden könnten?“ Antworten im Durschnitt 97% mit ja, bei den über 60 Jährigen, sogar 99% mit ja.

Die Fragestellung: „Für die Forschung zur Bekämpfung des Coronavirus an Österreichischen Medizinischen Universitäten und anderen fachlich einschlägigen Universitätsinstituten sollten alle in Österreich vorhanden Quellen von Gesundheitsdaten  unter  strikter  Einhaltung  der  gesetzlichen  Regelungen miteinander verknüpft werden dürfen?“ Gibt es ähnliche hohe Zustimmungswerte von 91% der Befragten, die über 60 Jährigen mit 94%.

Hohe Zustimmung

Dieser hohe Zustimmungswert zur Verknüpfung von Gesundheitsdaten ist besonders bemerkenswert und zeigt sich ebenso bei der Fragestellung: „Zur Bekämpfung von COVID-19 (Coronavirus) sollten die e-Medikationsdaten (Informationen über verschriebene und abgegebene Medikamente in ELGA) der ÖsterreicherInnen für Forschungszwecke durch Medizinische Universitäten in Österreich verwendet werden dürfen.“ Hier gibt es Zustimmungswerte von 84% im Durchschnitt und 88% bei den über 60 Jährigen.

Das sind Zustimmungswerte, die nicht nur eine Möglichkeit für die Gesundheitspolitik aufzeigen, sondern der Gesundheitspolitik einen klaren Auftrag geben in dieser Richtung rasch und umfassend vorzugehen.

Eine   vollkommen   andere,   aktuelle   Umfrage   der   Vinzenz   Gruppe, „Patientenbedürfnisse, die Wünsche der Patienten“, von IFES2 durchgeführt, zeigt die gleichen positiven Einstellungen der Patienten zu diesen neuen digitalen Anwendungen.

Eine erste Anwendung, direkt aus diesen Umfragen/Haltungsänderungen der Bevölkerung ist die Covid-19 Datenplattform, die bei der GÖG eingerichtet und geführt wird:

„Für die Erforschung von SARS-CoV-2 und COVID-19 wird wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen die Nutzung von Daten aus dem Österreichischen Epidemiologischen Meldesystem (EMS) ermöglicht. Für diesen Zweck hat das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) die Einrichtung dieser Datenplattform beauftragt. Nach erfolgter Akkreditierung können wissenschaftliche Einrichtungen Daten aus dem Epidemiologischen Meldesystem (EMS) nutzen. Sie soll sowohl die nationale, als auch die internationale wissenschaftliche Community dabei unterstützen, die Evidenz und das Verständnis für SARS-CoV-2 und COVID-19 zu erhöhen. Forschungsarbeiten, die unter Verwendung der EMS-Daten publiziert werden, werden auf der Website bekannt gemacht. Zudem bietet die Website Links zu nationalen und internationalen Datenangeboten.“

Seit März 2021 gibt es bereits eine Erweiterung: „Ab sofort besteht für Forschungseinrichtungen nach erfolgter Akkreditierung überdies die Möglichkeit, Zugriff auf anonymisierte Hospitalisierungsdaten zu erhalten.

Dabei handelt es sich um anonymisierte Diagnose- und Leistungsdaten («XDok») von Patientinnen und Patienten mit Haupt- oder Nebendiagnose COVID- 19, inklusive anonymisierter Daten der Intensivdokumentation, wiederum eingeschränkt auf Patientinnen und Patienten mit Haupt- oder Nebendiagnose COVID-19.“

Aufforderung

Die Bevölkerung und die Patienten fordern daher, die bestehenden Gesundheitsdatensilos effektiv zu verknüpfen, um einerseits die individuelle Behandlung verbessern zu können und um andererseits den wissenschaftlichen Fortschritt in der bestmöglichen Behandlung gesamter Bevölkerungsgruppen bestmöglich zu unterstützen.

 

1 AKZEPTANZ DER VERWENDUNG VON GESUNDHEITSDATEN IN DER FORSCHUNG ZUR BEKÄMPFUNG VON COVID-19; März/April 2020

2 Patientenbedürfnisse/Wünsche der Patienten, IFES, November 2020